Ruediger Vogel schreibt

Sinn statt Purpose: So überzeugen Sie junge Talente

Junge Menschen suchen nach Jobs mit Sinn. Arbeitgeber punkten mit glaubwürdigen Werten, messbaren Ergebnissen und der Fokussierung auf relevante Themen wie Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und Selbstbestimmung.


Der Begriff „Purpose“ ist in aller Munde, wenn es um Employer Branding geht. Doch während Unternehmen abstrakte Gesellschaftsbeiträge in den Vordergrund stellen, zeichnet sich ein Wandel ab: Junge Menschen suchen sehr konkret nach Sinnhaftigkeit im Beruf und fragen sich, ob wolkige Werte eines Unternehmens mit ihren eigenen, oft sehr konkreten Prioritäten und Perspektiven übereinstimmen.

Glaubwürdigkeit: Taten statt Worte

Junge Generationen wie Millennials und Gen Z suchen nach Unternehmen, die ihren Worten Taten folgen lassen. Unternehmenssinn wird glaubwürdig, wenn er zu konkreten Ergebnissen führt, die messbar und nachvollziehbar sind. Kein Bullshit-Bingo.

Beispiele für glaubwürdigen Unternehmenssinn:

  • Soziale Verantwortung: Nicht nur von fairer Beschaffung sprechen, sondern die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette transparent offenlegen und verbessern. Oder schlicht: regional beschaffen.
  • Gleichberechtigung: Nicht nur Diversität propagieren, sondern den Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen und transparent mit der Bezahlung umgehen, z.B. direkt im Stellenangebot.
  • Gemeinwohlorientierung: Nicht nur Spenden sammeln, sondern darauf achten, dass die Projekte z.B. regional „Sinn machen“ und die Wirkung der Spenden zu messbaren und für die Beteiligten oder insbesondere Betroffenen wichtigen Ergebnissen führt.

Was Unternehmenssinn Attraktivität verleiht: Relevanz für junge Menschen

Ein Unternehmenssinn ist für junge Menschen attraktiv, wenn er auf Themen einzahlt, die ihnen am Herzen liegen. Dazu gehören z.B. Klimawandel, Tierwohl, soziale Gerechtigkeit, technologischer Fortschritt oder die Förderung von Bildung und Kultur. Schlicht: Themen, die die folgenden Generationen voran bringen und gerade in Zeiten, in denen Selbstverteidigung ein Europa notwendig ist, die Chancen für Selbstbestimmtheit verteidigt.

Konkrete Beispiele:

1. Nachhaltige Innovationen für eine bessere Zukunft:

  • Fokus: Entwicklung und Produktion von nachhaltigen Technologien und Produkten, die zur Lösung des Klimawandels beitragen und eine umweltfreundlichere Lebensweise ermöglichen.
  • Beispiel: Ein Unternehmen entwickelt innovative Lösungen zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen oder produziert nachhaltige und langlebige Konsumgüter.
  • Attraktivität für junge Menschen: Engagement für den Klimaschutz, Zukunftsorientierung, Gestaltung einer nachhaltigen Welt.

2. Bildung und Chancengleichheit für alle:

  • Fokus: Förderung von Bildung und Chancengleichheit, um jungen Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft den Zugang zu Wissen und Entwicklungsmöglichkeiten zu ermöglichen.
  • Beispiel: Ein Unternehmen unterstützt Bildungsprojekte in benachteiligten Regionen, vergibt Stipendien an begabte Studierende oder setzt sich für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ein.
  • Attraktivität für junge Menschen: Soziale Verantwortung, Gerechtigkeit, Schaffung einer inklusiven Gesellschaft.

3. Selbstbestimmtheit für ein freies und selbstbestimmtes Leben:

  • Fokus: Entwicklung einer Kultur, die die Selbstbestimmtheit und Freiheit des Einzelnen stärken
  • Beispiel: völlig simpel – egal, ob Projekte oder Aufträge im Monatsrhythmus ‚explodieren‘ – ein Mitarbeiter kann geplante private Termine mit der Familie zuverlässig einhalten.
  • Die Attraktivität für junge Menschen: Der Job ist kompatibel zu Freiheit und der Gestaltung der eigenen Zukunft.

Diese Beispiele zeigen, wie Unternehmenssinn junge Menschen ansprechen kann, indem er auf Themen einzahlt, die ihnen wichtig sind und die die Zukunft positiv gestalten. In Zeiten globaler Herausforderungen und zunehmender Unsicherheit suchen junge Menschen nach Unternehmen, die Verantwortung übernehmen und sich für eine bessere Welt einsetzen.

Dann gibt es noch eine ‚Sau‘, die regelmäßig durch’s Dorf getrieben wird…

Social Media Recruiting: Genau hinsehen.

Social Media wird oft als Allheilmittel im Recruiting gepriesen. Doch für die meisten Unternehmen ist der Nutzen fraglich. Die Forschung weiß: Kampagnen auf privaten Plattformen wie Facebook oder Instagram führen selten zu messbaren Ergebnissen für nicht-private = berufliche Zwecke.

Gründe für die Skepsis:

  • Organische Reichweite: Weil eine zur Jobsuche entschiedene Zielgruppe im Privatumfeld schlicht nicht selektierbar ist, wird aus Verzweiflung demographisch selektiert: wer in der gewählten Altersgruppe nicht rechtzeitig auf dem Baum ist, erhält – Werbung.
  • Unklare Kampagnenziele: Um die Frage der Messbarkeit zu umgehen, wird mit „Image-Kampagnen“ mittels bezahlter Anzeigenwerbung argumentiert. Hübsche Worte ändern nichts daran, dass sich die meisten Nutzer auf in der Freizeit genutzten Plattformen nicht aus beruflichen Gründen dort aufhalten. Kurz: solche Kampagnen stehen im Dissens zur Motivation der Zielgruppe.

Fazit: Empathie, Authentizität und keine Buzzwords verwenden

Junge Menschen verfolgen auch im Beruf ihre Lebensziele. Unternehmen müssen authentisch kommunizieren, welche Werte sie vertreten und wie sie diese Werte in die Praxis umsetzen. Employer Branding kann sich nicht auf leere Worthülsen beschränken, sondern muss konkrete Ergebnisse und Perspektiven aufzeigen.

Arbeitgeberversprechen

Der Unternehmenssinn ist mehr als nur ein Marketinginstrument. Er ist ein Versprechen an die Mitarbeiter und die Gesellschaft. Nur wer diesen Sinn glaubwürdig lebt und messbare Ergebnisse erzielt, kann die besten Talente gewinnen und langfristig an sich binden.

Jetzt Sie: Hinterfragen Sie Ihre Recruiting-Strategie. Kommunizieren Sie Ihre Werte glaubhaft und setzen Sie diese in die Praxis um. Zeigen Sie jungen Talenten, dass Sie nicht nur reden, sondern auch handeln.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!